Kyffhäuser und D. Sebastião: ein Vergleich deutscher und portugiesischer Identität
Uma abordagem comparativa do ‘destino da nação’
Orlando Grossegesse
D. Sebastião ist eine historische Figur, die jedem Portugiesen bekannt ist.
Ebenso der damit verbundene Begriff des Sebastianismo,
auch wenn wohl niemand mehr an die Rückkehr des Desejado glaubt. Allerdings gibt es einen weiterhin aktiven Glauben
an Nossa Senhora de Fátima, die ihren schützenden Mantel über die Portugiesen
ausbreite. Dies ist deutlichster Ausdruck für den Fortbestand des Konzepts
nationaler Heilsgeschichte. Es bestimmt das Gründungsnarrativ und wirkt im Sebastianismo.
Im Vergleich hat in der deutschen Kultur die Erfahrung des NS-Regimes für
einen radikalen Bruch mit nationaler Heilsgeschichte gesorgt. Der schlafende
Kaiser im Kyffhäuser sagt kaum jemandem noch etwas. Eine komparative Analyse
zeigt, dass deutsche und portugiesische Geschichtsnarrative nicht nur analoge
Strukturen, sondern auch gemeinsame Wurzeln im europäischen Raum haben. Doch
das gegenwärtige Verhältnis zu diesen Narrativen ist verschieden.
Welche
Relevanz hat diese vergleichende Reflexion für das Verständnis vom
unterschiedlichen Umgang mit Krisensituationen, z.B. die COVID-19-Pandemie?
Die Einschreibungen für die Edition 2020-22 laufen.
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