Hein Semke - von Hamburg nach Linda-a-Pastora

Am 25. Juni 1899 wurde Hein Semke in Hamburg geboren.
1929 kam er zum ersten Mal nach Lissabon. Ab 1932 liess er sich in einem damals kleinen und fast idyllischen Vorort der Metropole, Linda-a-Pastora, zwischen Queijas und Dafundo nieder, der als der Ort des portugiesischen Dichters Cesário Verde bekannt geworden ist.

Hingegen weitgehend vergessen ist, dass es dort zwischen 1924 und 1944 einen schillernden kulturellen, künstlerischen und literarischen Begegnungsort gab, in dem Semke ab 1932 neue Lebens- und Schaffenskraft fand nach seelischen und köperlichen Krisen.

Im Artikel des Lissaboner Fliesenmuseum (Museu Nacional de Azulejos) heisst es über das Haus von Hein Semke:

Esta casa de Linda-a-Pastora foi centro de convívio de intelectuais e artistas (nos anos 30: Almada Negreiros, Sarah Afonso, Mário Eloy, Luís de Montalvor, Carlos Parreira, João Gaspar Simões, Manuel da Silveira, António Varela, Jorge Segurado, Diogo de Macedo, o Dr. Oliveira Martins (médico dos artistas), Abel Manta e família, António Ferro, Maria Helena Vieira da Silva e Arpad Szènes; nos anos 40: Carlos Queiroz, Bernardo Marques, o casal Cunha Leão, Vitor Falcão, José Osório de Oliveira, Manuel Valadares, Manuel Mendes, Mário Chicó, Dário Mendes e Aquilino Ribeiro - companheiros do café a "Brasileira do Chiado").

Eine Bronzeskulptur von 1934 namens «Schmerz» (A dor) findet sich im Garten der Gulbenkian Stiftung:


Was den Kulturellen Verein der Deutschen Botschaft betrifft, kam es jedoch bald nach 1933 zu einem immer deutlicheren Bruch: 1935 wurden Semkes Skulpturen als “entartet” verfemt und das Mahnmal «Kameradschaft des Untergangs» durch NS-Anhänger der deutschen Kolonie zerstört.

Hierzu der (immer wieder) lesenswerte illustrierte Beitrag 

«Der Streit um die Skulpturen Hein Semkes im Ehrenhof der deutschen evangelischen Kirche in Lissabon»
von Christiane Tichy in der Portugal-Post (28 / 2004) der Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft.

1936 nahm Semke am spanischen Bürgerkrieg teil.

1937 nach Linda-a-Pastora zurückgekehrt und bald in den 40er Jahren nach Lissabon umgezogen (Atelier und Wohnung), arbeitete er als Bildhauer, Keramiker, Maler.


1940 gehörte er zu denjenigen, die die Exposição do Mundo Português unter der Leitung von António Ferro mitgestalteten.

Zunehmend entfaltete er sich auch als Lyriker und Künstlerbuchgestalter. Die Identität des Dichters thematisiert die folgende Keramik von 1949, die an den Stil von José Régios Selbstillustrationen gemahnt:



Hein Semke war in zahlreichen Ausstellungen, hauptsächlich in Portugal vertreten. Seine wichtigsten Arbeiten in Lissabon sind im Garten der Gulbenkian-Stiftung, der deutschen evangelischen Kirche, Hotel Ritz, Rektorat der Klassischen Universität u.a..

Weitere Einzelheiten im Beitrag von Paulo Henriques (2005) [Museu do Chiado]

Semkes unschätzbaren Beitrags zur portugiesischen Kunst soll aus Anlass der Wiederkehr seines Geburtstags - auch wenn er in kein 'rundes' Jahr fällt - hiermit gedacht werden [dieser Blog-Eintrag ist die spätere Erweiterung eines ursprünglich spontanen Facebook-Eintrags in DEGE].

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